Die Findung Moses (1. Fassung)
Nur als Lithographie von Friedrich Jentzen überliefert, Lithographie, 46,5 x 36 cm (Quelle Bassenge)
Beschreibung
Das Werk wurde 1834 in Düsseldorf und Berlin ausgestellt, 1835 durch Franz Jentzen lithographiert und in Holzschnitt bei Athanasius Raczynski veröffentlicht. Es befand sich zunächst im Besitz des Ministerialrats Eckhard in Darmstadt und gelangte später in das Stadtmuseum Königsberg, wo es seit 1838 nachweisbar ist. Eine Farbenskizze befand sich 1842 im Besitz von Professor Julius Hübner und wurde auf der Dresdner Tiedge-Ausstellung gezeigt.
Das Bild ist in mehreren zeitgenössischen Quellen dokumentiert, darunter Raczynski (1836), Faber (1846), Reber (1884) und das „Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler“ (1927).
Provenienz:
1834: Ausgestellt und bekannt gemacht durch Jentzens Lithographie
Erworben durch den Kunstverein für Rheinlande und Westfalen
Übergang an Ministerialrat Erhard, Darmstadt
Seit 1838 im Stadt-Museum Königsberg
Unklarer Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg
Ausstellungen:
Ausstellung an der Düsseldorfer Akademie (1834)
Berliner Akademie-Ausstellung (1834)
Hannoversche Kunstausstellung (Anfang 1840)
Halberstädter Kunstausstellung (Juni und Juli 1840)
Anmerkungen: Das Gemälde wurde als Teil des Stadt-Museums Königsberg inventarisiert, jedoch ging die Sammlung Ende des Zweiten Weltkriegs verloren. Das Werk ist durch frühere Reproduktionen und Beschreibungen dokumentiert.
Quellenhinweise
Becker & Thieme: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler (1927)
Königsberg, Stadtmuseum: Findung Mosis, 1834 (z. Zt im Depot)
Zürich und die wichtigsten Städte am Rhein mit Bezug auf alte und neue Werke (1843)
Seinen Ruf aber begründete er mit einem großen Gemälde (v. J. 1834), die Findung des Knaben Moses, von Jentzen lithographiert, von Raczynski in seiner Geschichte der neuen d. K. in Holzschnitt aufgenommen. Der Künstler stellt den Moment dar, da der Korb schon geöffnet, das Kind herausgenommen und der Tochter Pharao’s von einer ihrer Begleiterinnen gezeigt wird, (ll. Moses 2), welche mit inniger Teilnahme ihre Hand auf sein Köpfchen hält und Wohlgefallen an dem feinen, muntern Gesichtchen findet. Sie beschließt die Rettung des Knaben. Der Ausdruck in den Physiognomien ist voll von weiblicher Anmut; die Hauptgruppe enthält feine Stellungen und Formen.
Geschichte der neueren deutschen Kunst. 1. Band, Düsseldorf und das Rheinland : mit einem Anhange: Ausflug nach Paris von Athanasius Grafen Raczynski (1836)
Als ich in Düsseldorf war, vollendete er eben die Rettung des kleinen Moses aus dem Wasser. Es ist, nach der Rebekka am Brunnen, welche auf der Kunstausstellung im Jahr 1832 erschien, das zweite bedeutende Bild, welches er gemalt hat, und war eine Hauptzierde der Ausstellung des Jahres 1834. Es herrscht darin eine große Frischheit der Farbe. Die Gestalten und ihre Stellungen sind allzumal anmutig und natürlich. Es erscheint kein Antlitz auf diesem Bilde, welches nicht den Ausdruck eines liebevollen, guten und edlen Herzens an sich trüge, das die Natur mit Vorliebe bedacht hat.
Düsseldorfer Künstler aus den letzten fünfundzwanzig Jahren: kunstgeschichtliche Briefe (1854)
Gleich die zweite Arbeit Köhlers bestätigte, dass man sich nicht getäuscht hatte. Seine "Findung Moses" ist durch eine hübsche Lithographie wenigstens am Rheine durchaus populär geworden. Hier ist auch die Komposition entschieden zu loben. Schlanke, anmutige Frauengestalten, mit schönen Bildungen in Formen und Gesichtszügen, die am Rande des Flusses sich um das ins Schilfwerk ausgesetzte Kind bemühen, sind zu einer reizenden Gruppe zusammengestellt und fesseln die Aufmerksamkeit des Zuschauers. In diesem Bilde erschien dabei eine Zierlichkeit der Gestaltung, die nachher bei dem Künstler oftmals in zu große Derbheit übergegangen ist.
Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte. 3, Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (1854) von Franz Kugler
Fragmentarisches über die Berliner Kunstausstellung vom J. 1836
Vergleichen wir das Bild (Mirjam´s Lobgesang) mit dem früheren von Köhler, der Findung Mosis, welches bereits vor zwei Jahren allgemeine Freude erweckte, so finden wir hier den jungen Künstler wesentlich vorgeschritten, besonders was eine reichere und vollere Behandlung der Farbe anbetrifft
Geschichte der neuen deutschen Kunst. 2 (1863)
Mit den so erlangten Kräften machte er sich an ein größeres Werk, „Die Findung Moses“, ausgestellt 1834 und bekannt durch Jentzen´s Lithographie.
Die Prinzessin neigt sich teilnehmend zu dem Kind, das ihr von einer knieenden Dienerin dargeboten die Ärmchen entgegenstreckt, während eine ältere Frau es bewundernd betrachtet; zwei andere Dienerinnen mit Wäsche und einem Salbengefäß halten sich, obwohl nicht gleichgültig, links etwas zurück; einige Palmenpflanzen erinnern an den Nil, dessen Uferrand den Vordergrund bildet. Es sind anmutige, mit sorgfältiger Wahl und Überlegung gestellte und drapierte Gestalten von durch und durch modernem, modellartigen Gepräge, vortrefflich koloriert und mit dem achtungswertesten Fleiße ausgeführt. Unter allen bisher genannten Bildern steht keines der Weise des Meisters so nahe, ist keines bis in die kleinste Falte ein so sprechendes Beispiel für die Anwendung seiner Lehren. Das Bild kam in das städtische Museum zu Königsberg.
Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte (1895)
Die Findung Moses’. Gem. 1834. Bez: Ch. Köhler. h. 1,965. br. 2,615. Kam durch den KV. f. Rh. u. W. an Min.-Rat Eckhard, Darmstadt, u. aus der Hand des Gewinners an den KV. zu Königsberg, in dessen Stadt-Museum es sich seit 1838 befindet. Holzschn. im Werk Raczynski’s; Lith. von Fr. Jentzen. gr. qu. fol. KV.-Bl. f. Rh. u. W. 1835. – Ddf. KA., Sommer 34; Berl. ak. KA. 34. Eine Farbenskizze „Findung Moses“, E: Prof. Jul. Hübner, befand sich auf der Dresd. Tiedge-A. 1842.
Sehr geehrter Herr Eifrig,
vielen herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Leider befindet sich das von Ihnen genannte Gemälde nicht in unserer Sammlung. Die Sammlung des Stadtmuseums Königsberg ist Ende des Zweiten Weltkriegs untergegangen. Vielleicht haben einzelne Werke überlebt, von denen ich aber nichts weiß. Wir haben hingegen den Bestand des Museums Stadt Königsberg übernommen, das von der Vertriebenengemeinschaft der Stadt Königsberg betrieben wurde und sich vor allem mit den Kulturgütern beschäftigten, die aus Königsberg stammten und Krieg sowie Flucht überstanden hatten.
Über den Verbleib des Gemäldes von Christian Köhler kann ich Ihnen daher nichts sagen.
Mit freundlichen Grüßen
Kustos, Sammlungsleitung (Kunst)
Ostpreußisches Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung
Heiligengeiststr. 38
D-21335 Lüneburg
Hintergrund der Anfrage:
Das Gemälde "Die Findung Moses" 1834 soll sich im Stadt-Museum Königsberg befunden haben, vermutlich im Depot. Laut:
http://www.stadtgemeinschaft-koenigsberg.de/Museum_Stadt_Koenigsberg.html
gingen die Bestände dieses Museums in Ihre Obhut über. Mich würde sehr interessieren, ob Sie etwas über den Verbleib des Gemäldes in Erfahrung bringen könnten?
Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im XIX. Jahrhundert (1902)
Die beiden Bilder „Mosis Aussetzung“ und „Auffindung“ interessieren noch heute, trotz der glatten und süßlichen Malerei, durch eine gewisse Kraft der Farbe...
... „Die Auffindung Mosis‘‘ wurde 1835 für den Kunstverein lithographiert ...
Geschichte der neueren deutschen Kunst : nebst Excursen über die parallele Kunstentwicklung der übrigen Länder germanischen und romanischen Stammes. 2 (1884) von Franz von Reber
* (1834.) Im Museum zu Königsberg, lith. von F. Jenßen und C. Wildt. Wiederholung aus der Arthaberschen Sammlung bei Schulte
Europa : Chronik der gebildeten Welt. 1861,[1]
Die nächste Arbeit schon bestätigte, dass man sich nicht getäuscht hatte. Seine „Auffindung Moses“ ist durch Lithographien sehr populär geworden, und unsere Leser, die das Bild jedenfalls auch daher kennen, werden uns zugeben, dass hier selbst die Komposition entschieden zu loben ist. „Schlanke, anmutige Frauengestalten“, schrieb Wolfgang Müller, der bekannte Spezialkritiker der Düsseldorfer, „mit schönen Bildungen in Form und Gesichtszügen, die am Rande des Flusses sich um das ins Schilfwerk ausgesetzte Kind bemühen, sind zu einer reizenden Gruppe zusammengestellt und fesseln die Aufmerksamkeit des Beschauers. In diesem Gemälde erscheint dabei eine Zierlichkeit der Gestaltung, die nachher bei dem Künstler mehrfach in zu große Derbheit übergegangen ist.“
Conversations-Lexicon für Bildende Kunst. Bd. 3 Dobberan - Fass (1846) by Friedrich Faber
Seinen Ruf begründete Köhler zunächst durch die aus der Jentzenschen Lithographie bekannten Findung des Mosesknaben (1834), welches durch den landschaftlichen Hintergrund mitwirkende Bild von schöngedachter Gruppierung, reiner Natürlichkeit in Bewegung und Ausdruck, er noch einmal und zwar mit verbessernden Abweichungen vom Carton gemalt hat (1842).
Die Königliche Kunst-Akademie zu D.: ihre Gesch., Einrichtung und Wirksamkeit und die D. Künstler (1856)
„die Auffindung Moses“ (1835), für den Kunstverein für Rheinland und Westphalen, (lith. von Jenßen) im Besitze des Ministerialrates Erhard in Darmstadt
Histoire de l'art moderne en Allemagne / par le comte Athanase Raczynski (1836)
Seit wenigen Jahren in die Düsseldorfer Akademie aufgenommen, verleiht er ihr bereits durch sein herausragendes Talent Glanz. Als ich in Düsseldorf war, arbeitete er gerade daran, sein kleines Gemälde von Moses, der aus den Fluten gezogen wird, fertigzustellen.
Es ist das zweite wichtige Gemälde, das er geschaffen hat. In ihm herrscht eine große Frische in den Farben; die Figuren und Posen sind zugleich anmutig und naiv. Es gibt kein Gesicht in diesem Gemälde, das nicht den Ausdruck eines liebenden, guten und ehrlichen Herzens trägt, das von der Natur mit besonderer Gunst behandelt wurde.
https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/id/1092193 (Seite 161)
Revue de Paris 1834 Ausgabe 6
Köhler est occupé à terminer son Petit Moïse tiré des flots. Ce sera un bien bel ouvrage. Dans plusieurs parties, je le trouve admirable ; les deux femmes appuyées l'une sur l'autre réunissent grâce et style à un degré éminent. Ce jeune homme, sans nulle éducation, ayant longtemps vécu avec des gens de la dernière classe, s'est spontanément élevé à une grande hauteur. Il y a peu d'années, il servait comme domestique. Un jour, son maître se plaignit devant Schadow de la négligence qu'il mettait à remplir ses devoirs, disant qu'au lieu de faire sa besogne, il passait son temps à dessiner. Schadow voulut voir ses essais : l'enfant venait de dessiner une botte en raccourci, au grand déplaisir de son maître, qui attendait, pour la mettre, qu'elle eût reçu le cirage. Cette botte en raccourci, avec la brosse en perspective comme accessoire obligé, a décidé de l'avenir du jeune homme ; il fut enlevé à la brosse et au cirage pour être admis dans le sein de l'école de Düsseldorf, qu'il honore déjà de son talent.
Köhler arbeitet an seinem Kleinen Moses aus den Fluten, ein sehr schönes Werk. In mehreren Partien finde ich es bewundernswert; die beiden Frauen, die sich aneinanderlehnen, vereinen Anmut und Stil in höchstem Maße. Dieser junge Mann, ohne jegliche Bildung und lange Zeit in einfachsten Verhältnissen lebend, hat sich aus eigener Kraft zu großer Höhe erhoben. Vor wenigen Jahren diente er noch als Diener. Eines Tages beklagte sich sein Herr bei Schadow über die Nachlässigkeit, mit der er seine Pflichten erfüllte, und sagte, dass er statt zu arbeiten seine Zeit mit Zeichnen verbringe. Schadow wollte seine Arbeiten sehen: Der Junge hatte gerade einen Stiefel in Verkürzung gezeichnet, sehr zum Ärger seines Herrn, der darauf wartete, ihn zu putzen. Dieser Stiefel in Verkürzung, mit der Bürste in Perspektive als obligatorisches Zubehör, entschied über die Zukunft des Jungen. Er wurde von Bürste und Stiefelputzen befreit, um in die Düsseldorfer Schule aufgenommen zu werden, die er bereits mit seinem Talent ehrt.
Die Düsseldorfer Maler-Schule, oder auch Kunst-Academie in den Jahren 1834, 1835 und 1836, und auch vorher und nachher
Die Findung Moses, 35.
D. H. Minist. Rath. Eckhard zu Darmstadt
Studien zur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahrhundert
Seine „Findung Moses“, eine Verherrlichung aufkeimender Mutterliebe voll der zartesten Gestalten, ist geradezu populär geworden.
Informationen
- Catalog ID
-
62035080-7900-11ef-8ce8-63d8e2607d6f
[Permalink] - Object ID
- CK-34-01
- Künstler
- Christian Köhler
- Datierung
- 1834
- Bildgröße
- 196 cm × 261 cm
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